Datenschutz und Urheberrecht bei KI-Tools im Unterricht

AI-Tools bringen zweifellos viele Vorteile in den Schulalltag: Sie können Lernprozesse individualisieren, das Feedback beschleunigen und Lehrkräfte von zeitintensiven Routineaufgaben entlasten. Doch wann immer personenbezogene Daten erhoben und verarbeitet werden, treten Fragen zum Datenschutz und Urheberrecht auf. Dieser Artikel zeigt, wie Sie AI-Anwendungen unter Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben in Ihrem Unterricht integrieren, und worauf Sie bei der Nutzung von geschützten Werken und Materialien achten müssen.

Warum Datenschutz im Unterricht wichtig ist

Schüler:innen haben ein Recht darauf, dass ihre persönlichen Daten sensibel behandelt werden. In Deutschland und der EU gelten mit der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und den Landesdatenschutzgesetzen hohe Standards zum Schutz personenbezogener Informationen.

Kernpunkte des schulischen Datenschutzes

  1. Erlaubnisgrundlagen: Jede Datenerhebung muss auf einer klaren Rechtsgrundlage basieren, z. B. auf Einwilligungen oder schulgesetzlichen Bestimmungen.
  2. Datenminimierung: Sammeln Sie nur so viele Informationen, wie für den gewünschten Zweck nötig sind.
  3. Transparenz: Informieren Sie Lernende (bzw. deren Erziehungsberechtigte) und Kolleg:innen verständlich über Zweck, Art und Umfang der Datenerhebung.
  4. Datensicherheit: Schützen Sie die Daten gegen unbefugten Zugriff oder Verlust (z. B. über verschlüsselte Verbindungen, Passwortschutz etc.).

Wie AI-Tools Daten verarbeiten

AI-Systeme benötigen häufig große Datenmengen, um personalisierte Lernpfade oder automatisiertes Feedback bereitzustellen. Dies kann unter anderem Folgendes umfassen:

  • Nutzungsstatistiken (z. B. wie oft und wie lange eine Übung bearbeitet wurde)
  • Leistungsdaten (z. B. Ergebnisse von Tests, Fehlerschwerpunkte)
  • Persönliche Daten (z. B. Name, E-Mail-Adresse oder eindeutige Nutzer:innenkennungen)

Wenn eine externe Plattform genutzt wird, werden diese Daten in den meisten Fällen in einer Cloud oder auf Servern des Anbieters gespeichert. Entsprechend wichtig ist es, genau zu prüfen, wie die Daten dort gehandhabt werden.

Praktische Hinweise zum Datenschutz mit AI-Tools

1. Anbieterwahl

  • Nutzen Sie möglichst Anbieter, die einen Serverstandort innerhalb der EU garantieren oder ein ähnliches Datenschutzniveau gewährleisten.
  • Lesen Sie die Datenschutzerklärung und Nutzungsbedingungen genau und hinterfragen Sie, ob die erhobenen Daten wirklich nötig sind.

2. Einwilligungen einholen

  • In vielen Fällen kann eine Einwilligung der Eltern bzw. volljährigen Schüler:innen erforderlich sein, bevor Sie bestimmte Tools einsetzen.
  • Dokumentieren Sie schriftlich, welche Daten verarbeitet werden und zu welchem Zweck.

3. Keine sensiblen Daten

  • Verzichten Sie darauf, bei der Nutzung von AI-Tools hochsensible Informationen (z. B. Gesundheitsdaten) einzugeben.
  • Auch Benotungen sollten in der Regel nicht durch externe Plattformen einsehbar sein, sofern nicht eine ausdrückliche Erlaubnis und ein sicheres Verfahren vorliegt.

4. Anonymisierung und Pseudonymisierung

  • Wo immer möglich, arbeiten Sie mit Pseudonymen statt Klarnamen. So lassen sich reale Identitäten besser schützen.
  • Achten Sie darauf, dass keine Rückschlüsse auf einzelne Schüler:innen möglich sind, insbesondere in größeren Gruppen.

5. Interne Schulvereinbarungen

  • Viele Schulen haben bereits Leitlinien oder Beschlüsse zum Umgang mit digitalen Lernplattformen und AI im Unterricht. Halten Sie sich an die lokalen Vorgaben und informieren Sie sich, welche Tools bereits offiziell freigegeben sind.

Urheberrechtliche Aspekte bei AI-Tools

Zusätzlich zum Datenschutz kann das Urheberrecht relevant sein, insbesondere wenn Sie selbst erstellte Materialien oder geschützte Inhalte über AI-Anwendungen teilen. Typische Situationen umfassen:

  • Eingebundene Literaturauszüge
  • Bild-, Audio- oder Videomaterial
  • Texte von Dritten, die Sie vielleicht für Übungen oder Beispiele verwenden

Wichtige Punkte zum Urheberrecht

  1. Lizenz prüfen: Stellen Sie sicher, dass Sie nur Inhalte verwenden, für die Sie eine entsprechende Lizenz (z. B. Creative-Commons-Lizenzen) oder Erlaubnis haben.
  2. Kleine Unterrichtsausschnitte: Im Schulkontext gelten teilweise Ausnahmeregelungen (§ 60a UrhG in Deutschland), die es erlauben, bis zu 15% eines Werks im Unterricht zu verwenden. Prüfen Sie stets die aktuellen Bestimmungen.
  3. KI-generierte Werke: Wenn AI-Tools selbstständig Texte, Bilder oder Musik generieren, ist die Rechtslage kompliziert. In vielen Ländern gilt, dass reine „Maschinenwerke“ keinen klassischen Urheberrechtsschutz genießen. Jedoch kann es sein, dass die hinterlegte Datenbank oder das Training des Modells urheberrechtlich geschütztes Material enthält.

Checkliste für rechtssichere Nutzung von AI-Tools

1. Klären Sie die Verantwortlichkeiten

  • Wer ist „Verantwortliche:r“ für die Datenverarbeitung? In den meisten Fällen die Schule oder ein Schulträger.
  • Gibt es eine schriftliche Vereinbarung zur Auftragsdatenverarbeitung (ADV) mit dem Anbieter?

2. Dokumentieren Sie den Prozess

  • Notieren Sie, welche Daten genau erhoben werden und zu welchem Zweck.
  • Halten Sie die Einwilligungen von Eltern bzw. volljährigen Schüler:innen fest.

3. Informieren Sie alle Beteiligten

  • Erläutern Sie sowohl Schüler:innen als auch Kolleg:innen, welche Daten verarbeitet werden und wie, damit alle eine informierte Entscheidung treffen können.
  • Weisen Sie auf Widerrufsmöglichkeiten hin.

4. Sichern Sie den Datentransfer

  • Achten Sie auf eine verschlüsselte Verbindung (HTTPS). Prüfen Sie, ob die Anbieter leistungsstarke Sicherheitsmaßnahmen (z. B. 2-Faktor-Authentifizierung) ermöglichen.

5. Nutzung geschützter Materialien

  • Prüfen Sie bei jedem Einsatz, ob Sie wirklich die Erlaubnis haben, das Material in digitaler Form weiterzugeben oder von der AI verarbeiten zu lassen.
  • Geben Sie Quellen an, falls Sie fremdes Material nutzen.

Chancen durch datenschutzkonforme AI-Nutzung

Trotz aller rechtlichen Herausforderungen sollten Lehrkräfte die großen Vorteile der AI im Blick behalten. Ist ein Tool einmal datenschutzkonform implementiert, profitieren Sie und Ihre Schüler:innen von:

  • Zeitersparnis: Routinekorrekturen oder Lernstandsanalysen lassen sich schnell und individuell erledigen.
  • Motivation: Lern-Apps, Chatbots und Co. können Begeisterung für das Fach und die Arbeit mit digitalen Medien wecken.
  • Differenzierung: AI ermöglicht eine schnelle Anpassung der Lerninhalte an den aktuellen Leistungsstand jedes und jeder Einzelnen.

Fazit

Die Nutzung von AI-Tools im Unterricht bietet vielfältige pädagogische Chancen – sofern rechtliche Rahmenbedingungen beachtet werden. Sorgen Sie für Transparenz in Bezug auf die Datenverarbeitung, wählen Sie seriöse Anbieter und holen Sie, wo nötig, Einverständniserklärungen ein. Achten Sie außerdem stets darauf, keine Urheberrechte zu verletzen. Mit einer guten Vorbereitung und klaren Richtlinien lassen sich die Potenziale Künstlicher Intelligenz im Schulalltag nutzen, ohne die Privatsphäre von Schüler:innen zu gefährden oder rechtliche Probleme zu riskieren.